TBT und ich
Ich war vollkommen erschöpft – mein Körper wollte und konnte nicht mehr:
Nach dem Tod meines Vaters im Jahre 2014 und einer vorhergehenden sehr intensiven Zeit der Sterbebegleitung.
Ich war geschockt, wollte nicht glauben, dass ich „ausgebrannt“ war, an einer Depression litt.
Eine fünfwöchige Reha in Freiburg „sollte es bringen“; ich war der festen Überzeugung, dass ich danach besser als „neu“ nach Hause zurückkehren würde. Dort aber wurde mein Innerstes nach Außen gekrempelt. Mir war so, als wenn ein Flaschengeist den Korken aus einem Fläschchen zog, dessen Inhalt ich über Jahre gut verschlossen und in der Tiefe vergraben hielt. Ich war wund, fühlte mich hilflos mit allen Gefühlen und Gedanken, die plötzlich so präsent und übermächtig waren.
Ich dachte, ich hätte mich „eingerichtet“ mit meinem Überfall- Er(leb)nis vor 25 Jahren. Es ging dabei um Leben und Tod – und ich hatte es ja überlebt und mir mein Leben zurückerobert – so dachte ich zumindest.
Mir war nicht klar, zu welch hohem Preis: Ich hatte Verdrängungsstrategien entwickelt, stand immer „unter Strom“ und war wie „auf der Flucht“.
Mein Parasympatikus - der Teil des vegetativen Nervensystems, das für Ruhe und Entspannung sorgt - war schon lange nicht mehr aktiv, wie ich später von meinem Therapeuten erfuhr.
Nach fünf Wochen Reha kam ich Zuhause an, bestens ausgestattet mit vielen Entspannungstechniken, ganz vielen Informationen über gesunde Ernährung, Bewegung und den Zusammenhang von Körper und Seele. Aber bei mir blieb die Erkenntnis: „Da muss ich noch mal ran“!
Es gibt da eine neue Technik EMDR, die traumatisierten Menschen helfen soll, über eine Bewegung der Augen, die belastenden Erlebnisse anders abzuspeichern. Die Suche nach einem geeigneten Therapeuten vor Ort ist allein auch immer wieder kräftezehrend und zeitlich aufwendig.
Für EMDR war ich allerdings noch nicht bereit, das heißt, mein Unterbewusstsein war es noch nicht, sich meinem Trauma zu stellen. Und so tastete sich mein Therapeut langsam, sehr einfühlsam heran, um mir die Angst zu nehmen.
Im Mai 2017 begrüßte er mich plötzlich freudestrahlend. Ich bemerkte sofort, irgendetwas war anders – sein Strahlen. Auf meine Bemerkung hin erwiderte er, dass er sich so freue, mich zu sehen. Ich erfuhr von einer neuen Methode : TBT – die mein Therapeut in einem dreitägigen Seminar kennengelernt und dabei an mich gedacht hatte.
Es handelt sich dabei um eine sanfte Methode, die auch traumatisierten Menschen hilft, egal wie lange das Ereignis her ist.
TBT ist eine Kombination aus EFT, einer Klopf- und Atemtechnik, sowie NLP. Das traumatische Erlebnis wird sanft - ohne Gefahr einer Retraumatisierung - bearbeitet und in einem anderen Kontext abgespeichert, so dass es nicht mehr belastet. Diese Methode wirkt schnell, sanft und anhaltend.
Rehana Webster, eine erfahrene Ethnologin mit therapeutischer Ausbildung, hat dieses Verfahren jahrelang entwickelt und verfeinert. Aus eigener Betroffenheit, um ihrem traumatisierten Vater – nach japanischer Kriegsgefangenschaft – zu helfen.
Einmalig war, dass mein Therapeut Rehana und ihre Arbeit persönlich in Deutschland erleben konnte. Bei seiner Erzählung darüber strahlten seine Augen und ich hatte das Gefühl, da passiert gerade etwas mit mir. Ich war ganz wach und klar in dem Bewusstsein, hier bekomme ich eine einmalige Chance.
Da ich ein interessierter, neugieriger Mensch bin, durchaus kritisch, aber auch hoffnungsfroh, war ich ganz aufgeregt, als ich die Information bekam, dass Rehana noch ein paar Tage in Deutschland sei. Am Montag, dem 15. Mai 2017, gab es die Möglichkeit für eine kleine, handverlesene Runde, Rehana und TBT kennenzulernen. Sie hat dazu auch bei Youtube einen Film eingestellt.
Es war Donnerstag, der 11.05.2017. Der Vortrag fand am 15.05. von 19:00 bis ca. 21:00 Uhr in Bonn statt. Am Sonntag Nachmittag hatte ich einen Anruf aus Bonn auf meinem AB mit der Bitte um Rückruf. Mein Rückruf ließ mein Herz noch schneller schlagen. Ich hatte das Angebot, als Probandin an diesem Abend! Ich müsste nicht lange überlegen – ich wusste intuitiv, das ist meine Chance, die kriege ich nur einmal im Leben!
Montag, 15. Mai 2017 – Was für ein Tag!
Schnell noch auf die Toilette – ein kleiner, sehr intimer Moment. Rehana eine eher kleine, zierliche Person, ausgestattet mit einer unglaublichen Präsenz und Freundlichkeit, kam mir entgegen. „How do you do?“ „Nice to see you.“
Jetzt geht es ganz schnell – ich bekomme nicht so viel mit. Ich fühle mich voller Angst, mein ganzer Körper möchte rebellieren.
Was nun in den nächsten 30 bis 45 Minuten passierte – unfassbar.
Es ereignet sich in unglaublich kurzer Zeit so viel: Das Gehirn vollbringt Höchstleistungen, um so die Vorkommnisse in einem anderen Zusammenhang abzuspeichern. Der Überfall ist weiterhin passiert, wird allerdings anders abgespeichert, so dass das traumatische Erlebnis nicht mehr belastet.
Durch eine bestimmte Klopftechnik aus dem EFT, einer entlastenden Atmung aus dem Brahma und einer Umprogrammierung im Gehirn (NLP) werden die Synapsen neu verknüpft. So dass in den nächsten vier Tagen, in denen ich darüber nicht gesprochen habe („the cake is in the Ofen)!“ ,die „Programmierung“ fortgeführt werden konnte – ganz in Ruhe – ohne Wertung und Kommentierung.
Ich weiß nur noch, dass ich das Gefühl hatte, mir fielen Tonnen von Gewicht von den Schultern. Ich fühlte gleichzeitig eine Heiterkeit und eine totale Erschöpfung, die eine enorme Verausgabung war.
Seitdem sind wunderbare, unfassbare Dinge passiert.
Ich kam so gegen 22:30 bei meiner Patentante für eine Übernachtung an und hatte das Bedürfnis, noch spazieren gehen zu wollen, was wir auch taten. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass das früher unvorstellbar für mich war, im Dunklen in unbekannter Umgebung nachts raus zu gehen.
In den nächsten Tagen geschah auch körperlich ganz viel: Ich bekam meine Regelblutung so intensiv, wie schon lange nicht mehr. Es wird etwas herausgeschwemmt. Meine silbernen Creolen, die ich sehr gerne trage und nur zu ganz besonderen Anlässen mit dem Silberputztuch zu Glanz verhelfe, waren so schwarz angelaufen, wie ich es vorher noch nicht gesehen habe: alles will raus.
Ein besonderer Härtetest für mich war der 1. Sommerflohmarkt zu Hause kurz danach. Menschenmassen machen mir Angst und ich muss dann ganz schnell wieder weg – von den vielen Menschen in Sicherheit.
Unglaublich, es macht mir nichts mehr aus – ich mitten drin – als kleiner Mensch von 1,63 m – angstfrei!
Härtetest: Zahnarzt!
Hier ist ja die Nähe zum Zahnarzt unumgänglich: Früher Angst und feuchte Hände. Jetzt bin ich ganz entspannt – fast auf dem Behandlungsstuhl eingeschlafen – unglaublich!
Ich kann die mir entgegenkommenden Menschen offen und angstfrei anschauen, oft auch anlächeln. Ich freue mich darüber und es kommt ganz viel Positives zurück.
Die Körperhaltung meines Gegenübers ist auch viel entspannter, das ist mir bei meinem entspannten Therapeuten aufgefallen, früher hätte ich das nicht bemerkt.
Es ist so unfassbar – fassbar schön! Ein kleines – großes – Wunder für mich . Ich habe – im Nachhinein – 25 Jahre hinter einer Gardine gelebt und jetzt ist alles wieder hell, bunt und ich feiere jetzt am 15. Mai meinen 3. Geburtstag, seit meinem 51. Lebensjahr. Meinen 2. Vor 25 Jahren, als ich meinen Überfall überlebte.
Und nun schließt sich der KREIS, denn ich habe seitdem den Wunsch und auch das Bedürfnis, dass ich nach jahrelangem Leiden und dem Wissen darüber „etwas zurückgeben“ möchte. Und so habe ich mich auf eine wunderbare Reise begeben. Und so stehe ich heute hier mit einer Heilerlaubnis als Heilpraktikerin für Psychotherapie und dieser wunderbaren Ausbildung in TBT.
Ich bin meine eigene Botschafterin und freue mich darauf, vielen Menschen helfen zu können, um ihre Lebensfreude zurück zu gewinnen.